Wandern auf dem Drahthandelsweg
Draht ist ein Alleskönner, der in nahezu allen Bereichen des Alltags Verwendung findet: Er dient als Verstärkung von Beton in Bauwerken. Er ist Stromleiter in Kabeln. Er verbindet Schaltkreise.
Ärzte nutzen ihn, um Knochenbrüche zu stabilisieren oder Zähne zu richten. Landwirte grenzen Felder und Weiden damit ein. Handwerker und Künstler greifen hingegen auf das schnurförmig ausgezogene Metall zurück, um Schmuck, Möbel oder Skulpturen in ihren Werkstätten herzustellen.
... gelangte eine große Menge an Draht zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert in die Welt. Zwischen Lüdenscheid, Altena und Iserlohn bestand eine Produktions- und Handelsroute, die Drahtzieher und -händler nutzten, um weiches Osemund zu transportieren und weiterzuverarbeiten. Aus dem gut schmiedbaren Eisen stellten Reidemeister, also die metallverarbeitenden Kleinindustriellen, Drahtrollen her, die in Iserlohn als Grundstoff für die Produktion von Nadeln, Ösen, Haken und Ketten dienten.
Der Drahthandelsweg geht der Geschichte dieses lukrativen Geschäftes auf den Grund. Weltenbummler, die mehr über die schwere Arbeit, das Produktionswesen und die wirtschaftliche Entwicklung einer Region erfahren möchten, sind auf dem historischen Wanderweg genau richtig. Zugleich bietet die wundersame Route viele Möglichkeiten, in idyllischer Natur etwas Ruhe zu finden.
Der Kulturkenner macht sich am Bahnhof Iserlohn auf den rund 14 Kilometer langen, ersten Teilabschnitt des erlebnisreichen Weges, um mehr über Hintergründe des Draht- und Eisenverarbeitungsgeschäftes zu erfahren, welches das Märkische Sauerland bereits seit der Hansezeit im Mittelalter prägt.
Mit Proviant gefülltem Rucksack, der Kamera, einem Stativ und wohlig wärmendem Kaffee in der Hand geht es an einem herbstlichen Freitagmorgen im Oktober los. Gut, dass der Kulturkenner keine 30 Kilogramm schweren Drahtringe über die Täler und Höhenzüge transportieren muss, wie es vor einigen Jahrhunderten noch für die Zöger (Drahtzieher) üblich war.
Die Erwartungen sind groß, schließlich gilt der Pfad mit seiner spannenden Industriegeschichte als einer der schönsten im Sauerland. Die Zeitreise-Strecke zwischen Iserlohn und Altena wurde als erstes Teilstück bereits am 7. Juli 2001 eröffnet. Der 101. Deutsche Wandertag in Iserlohn gab damals Anlass dazu.
Das zweite Teilstück gaben die Macher der beteiligten Städte, des Märkischen Kreises, des Sauerland Tourismus e.V. und des Sauerländischen Gebirgsvereins (SGV) erst rund zehn Jahre später frei. Seit 2011 können Wandernde nun auch die rund 18 Kilometer lange Strecke zwischen Altena und Lüdenscheid auskundschaften.
Zu den 23 informativen Stationen, die sich auf der Gesamtlänge des Drahthandelsweges verteilen, gehört auch die Station am Rupenteich, unser erster Halt des Tages. Nach einem kurzen Anstieg taucht ein weißes Schild vor den Augen auf, das mit einer Drahtrolle umwickelt ist. Ein Blickfang im Grün, Gelb und Orange der Bäume! Auf ihm steht, dass Sammelteiche dieser Art die Wassermenge zum Antrieb von Wasserrädern regulierten. Die Räder fanden in der örtlichen Industrie Einsatz, hier im Speziellen auf den Bleichwiesen des Textilfabrikanten Johannes Rupe.
Wie es damals rund um den Rupenteich aussah?
Nebenbei bemerkt: „Danzturm im Morgennebel“ könnte fast ein Kunstwerk sein.
Das Bild reiht sich ideal in die Reihe schöner Bilder ein, die Reisende in ihr persönliches Erinnerungsarchiv einschließen werden. Die Umrisse der Landmarke auf dem Fröndenberg zeichnen sich langsam vor dem Blaugrau des Himmels ab. Der Turm strahlt bereits vom Weitem eine magische Anziehungskraft aus.
Der 28 Meter hohe Steinkoloss wurde im Mai 1909 als neuer Bestandteil der optischen Telegrafenstation Nr. 43 errichtet, die wiederum zur 1833 eingerichteten Telegrafenlinie Berlin–Koblenz gehörte. Bürger und Kaufleute aus Iserlohn finanzierten den Bau, für den der Iserlohner Verschönerungsverein sammelte. Das Gebäude heißt heute noch Danzturm, da es zu Ehren des Gymnasiallehrers Professor Ernst Danz geschaffen wurde.
Wow, welch Informationsdichte an einem Ort: Im Innern reihen sich Grafiken, Zeitstrahldarstellungen, Karten und Beschreibungstexte aneinander. Danzturm-Erkundende finden hier zum einen mehr über einzelne Telegrafenstationen der Telegrafenlinie Berlin-Koblenz (1832-1849) heraus, zum anderen können sie tiefer in die Geschichte der Iserlohner Sehenswürdigkeit eintauchen.
Spannend ist etwa, dass es bereits einen Turmvorgänger mit entsprechender Telegrafenanlage gegeben hatte. Diese Anlage zerstörten 100 Aufständische jedoch im Rahmen der Iserlohner Revolution im Mai 1849. Sie demontierten die Signalflügel und warfen sie in den Rupenteich.
Schautafeln rollen hier auch die lokale Sagenwelt aus: Von einer Bachquelle mit Heilkräften und lebensverlängernder Wirkung bis hin zu einem Mann namens Bock, der Mädchen durch Küsse Bärte wachsen lässt, ist alles mit dabei.
Die Karte des historischen Iserlohns lenkt schließlich auf halber Turmhöhe vom stockenden Atem ab. Die Strapazen des Aufstiegs sind derweil spürbar.
Oben angekommen liegt natürlich der Vergleich zwischen Karte und Realität nahe! Von der Aussichtsplattform ist die Iserlohner Altstadt wie auch das Umland wunderbar zu sehen. Ist das dort etwa das Alte Rathaus, das sich aus den Häuserreihen schält? Gibt es den Dicken Turm noch, wie er in der Darstellung abgebildet war? Wohl eher nicht.
Das Panorama macht Lust auf weitere Umlanderkundungen. Etwas wird zudem deutlich: Die Reidemeister hatten auf ihrem Weg zwar tolle Aussichten, aber auch Mühe und Qual beim Transport ihrer Waren.
So schreibt der Autor und bekennende Sauerländer Wilfried Diener in dem Gedicht „Der Rundblick vom Danzturm“ – zu finden auf der Umrandung der Aussichtsplattform:
"Wie eine Schiene, die die Züge leitet so lenkt das tiefe Grüner Tal den Blick und lässt ihn weit hinaus nach Westen fahren wo sich die Lenne wie ein blanker Stahl in schroffes Kalkgestein geschnitten hat. Vom langgestreckten Band der Rauhen Hardt wird gleichsam wie an einem unsichtbaren Draht der Blick zurückgelenkt um suchend, tastend zu verharren im Häusermeer der ausgedehnten Senke.“
Der Schriftsteller betrachtet die Landschaft im Großen. Die kleinen Naturwunder lässt er aus: Hier zeigen etwa die Blätter der Bäume ihre ganze Pracht, wenn sie zu einem Farbenmeer verschmelzen. Dort hat das Moos sich einen Baumstamm erobert und verwandelt die braune Oberfläche in saftiges Grün.
Doch was ist das? Zwischen Haselnusssträuchern erscheint ein Gemälde, das von einem Bibelzitat ergänzt wird. Es ist, wie mehrere dieser Glaubensbekenntnisse, Teil eines Pilgerwegs, der zuweilen den gleichen Verlauf wie der Drahthandelsweg nimmt.
Nach einer Kurzrecherche ist klar, dass es sich um den Auferstehungsweg im Iserlohner Stadtwald handelt. Er spiegelt künstlerisch den Weg Jesus von der Kreuzigung bis zur Himmelfahrt.
Diese Tafeln sind auch Wanderin Sabine Luppa bereits begegnet. Sie kennt sich bestens auf den Wegen im Märkischen Sauerland aus. Mit einer Freundesgruppe trifft sich die 66-Jährige jeden Donnerstag, um die Landschaft rund um ihre Heimatstadt Iserlohn auszukundschaften. Manchmal steuert sie auch weiter entfernte Ziele an. „Man kann hier unendlich weit laufen“, betont sie mit einem breiten Grinsen.
Auch den Drahthandelsweg habe sie bereits hinter sich gebracht. „Empfehlenswert!“, so das Urteil der Hobbysportlerin.
Diese Wertung kann der Kulturkenner bisher nur bestätigen. Zur Überwindung der mehreren hundert Höhenmeter ist jedoch ein wenig Kondition erforderlich.
Die Strecke ist abwechslungsreich und gut ausgeschildert, der Bodenbelag weicht hin und wieder von Erde zu Gras und Asphalt ab. Die außergewöhnlichen Perspektiven und wunderbaren Einblicke in die Industrievergangenheit sind es wert.
Wie schön ist es etwa zu erfahren, dass bis circa 1900 am Lägerbach im Lägertal insgesamt 15 Schleifmühlen, Drahtrollen, Reckhämmer und Schmieden beheimatet waren. Der Begriff Drahtrolle bezeichnete nebenbei auch ein kleines Eisenwerk, das früher Draht herstellte.
An der Station Kesbern ist dann auch bereits knapp die Hälfte des Tagesmarsches geschafft. Mittlerweile ist es kurz nach 12.00 Uhr, die Sonne scheint von oben auf den kleinen Ortsteil herab. Wie die Zeit doch verfliegt…
Das Schild am Ortseingang verrät: Seit dem Mittelalter ist Kesbern bereits besiedelt. Von Bauten aus dieser Zeit ist jedoch leider wenig zu sehen.
Als ein Anwohner mitbekommt, dass ein Ortsfremder die Häuserreihen genauer in Augenschein nimmt und auf die Abbildung des historischen Backhauses auf dem Schild blickt, kommt er nicht drumherum, ihn anzusprechen: „Wenn Sie das Backhaus besuchen möchten, müssen Sie nur die Straße runterlaufen. Es steht dort noch!“ Gesagt, getan. Wenig aufregend, aber ansehnlich.
Weiterhin markiert ein weißes D auf schwarzem Grund den Weg. Vorbei geht es an Weiden und Bauernhöfen. Dort sind Hochlandrinder auf dem Grün.
Schnell weiter, sonst gibt’s Verletzte! Angesprungen, aufgespießt oder überrannt zu werden, das muss nicht sein. Der Absperrdraht hilft nur bedingt, wenn es hart auf hart kommt. Sicherheitsstandards hin oder her.
Schritt für Schritt nähern wir uns nun dem Stadtteil Mühlendorf in Altena. Beiläufig passieren wir den Flugplatz-Hegenscheid und den „Toten Mann“. Zweiter ist ein Bergrücken, der so benannt wurde, als sich ab 1600 seine Eisenerzvorkommen erschöpften.
Segne diese löblichen Bergwerker und sprich, dass die Steine dieses Landes Eisen werden. Lass uns Erz aus den Bergen hauen, und gib Deinen Segen zu allerhand Eisen- und Stahldrahthantierung, damit wir durch das Metall, das Du uns gegeben hast, aus diesen unfruchtbaren Steinklippen unser täglich Brot haben können“, so das Eisengebet, das um 1650 noch in Altena gesprochen wurde.
Apropos Altena, der Stadtkern ist nahe. Burg Altena thront bereits hoch oben über dem Tal der Lenne auf einem Bergsporn. Sie ist der nächste Zielpunkt, den wir auf der Reise ansteuern werden.
Zwischen den Häuserschluchten zeigt sich ein Wandgemälde, das auch mit Drahtziehern und -händlern in Zusammenhang steht. Es bildet das Iserlohner Tor ab, eine massive Steinpforte, die mit anderen Toren und Mauern den historischen Stadtkern Altenas umgab. Die Pforte nutzten Zöllner als Wegegeld- und Zollabgabestelle. Auch Reidemeister werden hier ihren Teil haben abgeben müssen.
1979 beschloss die Stadt schließlich, das Iserlohner Tor im Rahmen eines Brückenbaus abzureißen. Zu dieser Zeit entstand die Lenneuferstraße im Bett der Lenne. Die Burgstadt richtete eine Fußgängerzone ein.
Die Fußgängerzone kommt schmuck mit Lädchen und Galerien daher. Folgt man der Lennestraße, erscheint linkerhand plötzlich ein seltsam anmutender Metallbau mit großer Glasfront. Schnell wird klar: Das ist der Erlebnisaufzug, der Gäste von hier hoch zur Burg Altena bringt.
Besuchende nehmen den Pfad 90 Meter tief in den Berg hinein, um schließlich komfortabel 80 Meter nach oben gefahren zu werden. Auf dem Weg begleiten sie Sagengestalten und Legendenfiguren, die alle mit der Region in Zusammenhang stehen. Hinein!
Wie entstand das Tal der Lenne? Wer lebte in der Kapelle auf dem Klusenberg? Und was hat der berühmte Zwergenkönig Alberich mit dem Felsenmeer in Hemer zu tun? Solche und weitere Fragen thematisiert der Erlebnisaufzug anhand von Hörstationen und kurzen Videosequenzen.
Groß und Klein lernen, dass zwei Brüder aus dem Geschlecht der römischen Orsini nach Deutschland kamen, um hier unter der Gunst des Kaisers Otto III. Fuß zu fassen. Sie kauften ein Herrschaftsgebiet und begannen mit der Befestigung. Der Graf von Arnsberg hatte etwas dagegen, da ihm die neue Burg nur „all zu nah“ war. Kurzum bildete sich der Name „Altena“ aus.
Die Sage stammt aus einer 1357/58 entstandenen Chronik der Grafen von Altena, die der Domherr zu Lüttich und Geschichtsschreiber der Grafschaft Mark, Levold von Northof, erzählt.
Die komplexen Geschichten sind leichtverständlich und kompakt aufbereitet worden, so dass sie Gäste jeden Alters gut erfassen können. Die Aufmachung des Weges könnte ein wenig spektakulär sein, um Besuchende gänzlich in den Erzählungskosmos zu ziehen.
Trotz der eher spärlichen gehaltenen Inszenierung bietet der Erlebnisaufzug aber einen guten Einstieg in die Geschichte des Umlandes und der Burg, die nebenbei im Mittelalter der Kontrolle und des Schutzes der sauerländischen Eisenproduktion diente.
Auf dem oberen Burghof angekommen, müssen sich Gäste erst einmal Orientierung verschaffen. Sie umrahmt unter anderem der Bergfried, der alte wie neue Palas, Wehrgänge und der weithin sichtbare Pulverturm.
Auf dem Burggelände sind zwei Museen untergebracht, die unterschiedliche Aspekte abdecken. Zum einen setzt sich das Museum der Grafschaft Mark mit der Regionalgeschichte auseinander, beleuchtet die Entwicklung des märkischen Sauerlandes im Mittelalter und der frühen Neuzeit. Zum anderen erzählt das Museum Weltjugendherberge die Geschichte der ersten ständigen Jugendherberge der Welt, die auf der Burg Altena gegründet wurde.
Wer den großen Rundgang machen und alle sehen möchte, startet am besten an den ersten Museumsstationen im Kommandantenhaus, das über den unteren Burghof erreichbar ist. Hier legt die Schau den Schwerpunkt auf die Präsentation von märkischem Gestein, im Speziellen märkischer Grauwacke, Kalk wie Kieselschiefer.
Sicherlich nicht der spannendste Aspekt für Familien, die hier bereits Geschichten rund um Ritter und Adel erwarten, aber ein guter Einstieg für Geologie- und Ortsinteressierte. Den Rest gibt es später!
Bereits bei der Abgabe der Garderobe können Entdeckende ein Ausstellungsstück in Augenschein nehmen, das von vergangenen Tagen auf der Burg berichtet – einen 43 Meter tiefen Brunnen. Ein virtuelles Abbild des früheren Brunnenmeisters berichtet von der mühsamen Arbeit des Brunnenbaus und davon, wie die 1622 belagerte Wehranlage wegen Wassermangels kampflos an den Feind übergeben werden musste.
Spannend geht es im neuen Palas weiter, einem repräsentativen Saalbau auf dem oberen Burghof. Der Höhepunkt der Ausstellung liegt hier für diejenigen, die mehr über die Industriegeschichte des Märkischen Kreises erfahren wollen, im Untergeschoss. Ein ganzer Raum ist dem Thema gewidmet.
Gesteinsbrocken und Schaudioramen veranschaulichen, wie Eisen in Renn-, Stück- und Floßöfen gewonnen wurde. Wichtiger Fakt: Rund 2.200 historische Eisenverhüttungsplätze sind im Märkischen Kreis nachgewiesen. Kein Wunder, dass das Drahtgeschäft hier florieren konnte.
Zudem eindrucksvoll sind die original erhaltenen Räume der ersten ständigen Jugendherberge der Welt. 1914 konnte sie hier durch das Bestreben des Altenaer Volksschullehrers Richard Schirrmann (Audiospur Museum) eingeweiht werden, dem ganz nebenbei auch eine Statue in der Altenaer Fußgängerzone gewidmet ist.
Die zwei Schlafsäle der bis 1958 geöffneten Herberge umfassen 35 Betten aus Eichenholz für die Jungen und 16 für die Mädchen. Ursprünglich waren die zwei getrennten Räume mal ein Raum. Dann wurde eine Holztrennwand eingebaut, da es einigen Lehrern doch zu wild zwischen den Geschlechtern bei der Übernachtung zuging. Gut vorstellbar!
Weiter zu besichtigen sind ein großer und kleiner Aufenthaltsraum wie eine separate Foto-Ausstellung mit dem Titel „100 Jahre Deutsches Jugendherbergswerk 1919–2019“, die Nostalgie pur versprüht.
Adelsgemälde und Wappenfenster, Kettenhemden und Heiligenfiguren erscheinen als Exponate in weiteren Ausstellungsräumen. Die älteste regionalgeschichtliche Sammlung Westfalens hält hier und dort viele Überraschungen bereit. Auch Themen wie das bäuerliche Leben, Stadtbrände oder Feste spielen eine Rolle.
Wunderbar in Szene gesetzt ist ein Raum zu sprichwörtlichen Redensarten. Gäste entdecken in Vitrinen jeweils ein oder mehrere Gegenstände, die einem Sprichwort zugeordnet sind: Eine Rüstung deutet somit auf „In Harnisch bringen“ hin, was für gut gerüstet sein steht. Ein Löffel steht für den Spruch „Den Löffel abgeben“, der sich etablierte, da Bauern ihren Erben einen Löffel als Symbol für den Besitz vermachten. Und ein Haken zeigt anhand seiner Zacken, warum in Küchen die Wendung „Einen Zacken zulegen“ im Trend war.
Einen Zacken zulegen muss der Kulturkenner auch, als er um 16.00 Uhr auf die Uhr schaut. Das Deutsche Drahtmuseum hat unter der Woche nur bis 17.00 Uhr geöffnet.
Es ist der letzte Halt der Tagestour, bevor es mit dem Zug zurück in die Heimat geht. Gut nur, dass das Museum nur wenige hundert Meter von der Burg Altena entfernt liegt. Es gilt, der Fritz-Thomee-Straße im zügigen Schritt bergab zu folgen.
Puh. Geschafft! Ein bisschen Zeit bleibt ja noch, um sich einen ersten guten Eindruck zu verschaffen. Reisende, die länger als einen Tag für ihren Kurzurlaub auf dem Drahthandelsweg einplanen, sollten jedoch die Visite eventuell auf den zweiten Tourentag schieben.
Das Museum erstreckt sich auf drei Etagen, die unterschiedliche Schwerpunkte in den Fokus nehmen – von der Technikgeschichte des Drahtes über die Drahtproduktion in der Industrie und Kunst bis hin zur Arbeitssicherheit. Es ist gefüllt mit aufsehenerregenden und wundersamen Gegenständen, so dass Gäste zunächst gar nicht wissen, wohin sie schauen sollen.
Im Erdgeschoss: Darstellungen von mit Muskelkraft betriebenen Ziehbänken aus dem 18. Jahrhundert, ein Windenscheiben-Grobdrahtzug aus Altena um 1900, eine Werkzeugkiste mit Bindezangen sowie Durchschlägen für Rund- und Profildraht. Selbst eine komplett eingerichtete Drahtwerkstatt kann besichtigt werden. Wow!
Vorbei am Zubehör fürs Aufpolieren von Diamantziehsteinen, hinauf in die nächste Etage.
Dann kommt die Einsicht mit dem Hammerschlag:
Das ist eine eigene Wunderwelt, die Drahthandelsweg-Wandernden weitere Einblicke in die fremde Thematik ermöglicht. Draht ist uns allen so nah und doch zugleich so fern.
Hier werden die wichtigen mechanischen und elektrischen Eigenschaften von Draht erklärt. Hier wird Kunst gezeigt, die ihresgleichen sucht. Ein Tanz auf dem Drahtseil, der ohne Zweifel gelingt!
Der Tag neigt sich dem Ende zu. Die Beine sind schwer. Die Augen sind müde. Sie haben sich satt gesehen. Was war das doch für ein Ausflug… Die Erwartungen hat der Drahthandelsweg auf seinem Teilstück zwischen Iserlohn und Altena bei Weitem übertroffen. Die Strecke ist sowohl interessant als auch schön.
Überraschend, dass die Geschichte der Eisengewinnung und -verarbeitung im Sauerland bis ins Mittelalter zurückreicht. Die verschiedenen Wegstationen haben das deutlich gemacht. Zudem haben sie aufgeschlüsselt, wie vielfältig Draht in den Jahrhunderten eingesetzt wurde. Der Drahthandelsweg zeigt somit, dass Industriegeschichte zugleich auch Kultur- und Regionalgeschichte sein kann, die die Welt bewegt.
Tipps für eine Pause
1. Panorama-Restaurant Danzturm: Wunderbare Aussicht, Karte mit mediterraner und gut bürgerlicher Küche, für den großen und kleinen Hunger.
2. Burgrestaurant Altena: Gut bürgerliche Küche, Biergarten im oberen Burghof, Burgatmosphäre spürbar, Sondertermine mit speziellen Events wie Rittermahl.
An- und Abreise
Die ausgewählte Route vom Bahnhof Iserlohn zum Bahnhof Altena ist am Anfangs- und Endpunkt gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar.
Gäste, die von Essen oder Bochum aus starten, nehmen vom Bahnhof den Ruhr-Sieg-Express (RE16), der sie direkt zum Bahnhof Iserlohn bringt. Von hier aus sind es nur wenige Meter zu Fuß zum Startpunkt des Drahthandelsweges. Wandernde biegen vom Bahnhofsplatz in die Hugo-Fuchs-Allee ein.
Die Rückreise kann wunderbar ab dem Bahnhof Altena begonnen werden, der sich nur zehn Gehminuten vom Deutschen Drahtmuseum entfernt befindet. Von hier können Reisende in den Dortmund-Siegerland-Express (RE34) steigen, um nach Iserlohn-Letmathe, Hagen oder Witten zu fahren. Von diesen Bahnhöfen ist ein erneuter Umstieg auf den RE16 möglich, der sie zurück nach Essen oder Bochum bringt.
Das Kleingedruckte
Eine Produktion des Tourismus NRW e.V. im Oktober 2024 für Kulturkenner.de
Herzlichen Dank an Stephan Sensen und Bernadette Lange, die die Aufnahmen auf der Burg Altena und im Deutschen Drahtmuseum ermöglicht haben.
Konzept & Texte
Tourismus NRW e.V., Maximilian Hulisz
Fotos, Videos und Audios auf allen Folien
Tourismus NRW e.V., Maximilian Hulisz